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Hier gibt es einige Info's zu der im Sommer 2005 durchgeführten Hochtourenwoche am Ortler.
Zeitraum: 3. - 9.Juli 2005
Standorte: Verschiedene Hütten rund um den Ortler und seine Trabanten. z.B.: Düsseldorfer Hütte, Casatihütte, Payerhütte
Voraussetzungen:
Eis-Grundkurs oder vergleichbare Kenntnisse, ausreichende Kondition für Touren
von 8-10h, sicheres
Steigen in IIer-Gelände und Begehung von Firngraten auch ohne Seilsicherung.
Geplanter Ablauf:
So. 3.7.: Anfahrt
Am Sonntag starten wir frühmorgens in Gießen und fahren über den
Reschenpass nach Sulden. Mit etwas Gück können wir dabei bereits unser
Tourengebiet sehen. Von der Straße aus, die vom Pass ins Vinschgau hinab führt,
hat man bei guten Wetter einen herrlichen Blick auf König Ortler und die
anderen Gipfel des Gebiets. Wir parken unser Auto im Ort und fahren mit dem
Kanzellift hinauf in Richtung Zaytalhütte (2727m), die wir schließlich nach einem
kurzen Fussmarsch von ca. 1.5 h ab der Bergstation des Lifts erreichen.
Mo. 4.7.: Hoher Angelus und Vertainspitze
Für diesen ersten Tag ist die Besteigung des hohen Angelus (3521m) über den
Nordwestgrat (Reinstadlerweg, PD-) und die
Überschreitung der Vertainspitze (3554m, PD+, im Fels Stellen II, Gletscherhänge
bis 38°) von Norden nach Süden vorgesehen. Die gesamte Tour wird etwa 8 h dauern
und sie führt uns zurück nach Sulden. Wenn wir früh genug sind, fahren wir noch
mit der Seilbahn hinauf zur Schaubachhütte (2581 m). Ansonsten folgt eine
Übernachtung im Tal.
Zaytal (links), Vertainspitze und Rosimtal (rechts)
Di. 5.7.: SuldenspitzeDie Suldenspitze vom Weg zwischen K2-Hütte und Hintergrathütte aus gesehen. Am linken Bildrand etwa in der Mitte kann man die Bergstation der Schaubach-Seilbahn erkennen.
Mi. 6.7.: Zufallspitze und Cevedale
Der Ortler von Sulden aus gesehen. Von links zieht der Hintergrat zum Gipfel. Der Normalweg führt von rechts zum Gipfel, allerdings auf der abgewandten Seite.
Sa. 9.7.: OrtlerDer Grat vom Gipfel des hohen Angelus zur Vertainspitze. Die ersten Grattürme werden ostseitig (links) auf dem Gletscher umgangen. Man betritt den Grat erst wieder etwa dort wo die Ostflanke wieder im Bild sichtbar wird.
Das Wetter war in diesem Sommer ziemlich wechselhaft, was auch wir zu spüren bekamen. Der Wetterbericht sagte für Dienstag Regen voraus, mit Wetterbesserung am Nachmittag. Für Mittwoch war der beste Tag der Woche angekündigt. Deshalb haben wir unsere Pläne kurzfristig geändert, schließlich stand die Ortler-Besteigung im Mittelpunkt unserer Tourenwoche. Weil wir aber erst eine leichte Tour hinter uns hatten, entschlossen wir uns für den Normalweg und verzichteten auf den optionalen Hintergrat. Also war für Dienstag Hüttenwechsel und Aufstieg zur Payerhütte angesagt. Der Niederschlag kam dann in der Nacht vom Montag auf Dienstag tatsächlich, in höheren Lagen sogar als Schnee.
Die ersten Meter von der Payerhütte zum Ortlergipfel mit dünner Schneeauflage
Die Schneeauflage war glücklicherweise auch an der Payerhütte nur gering und
am Mittwoch Morgen wurden wir durch gutes Wetter belohnt. Wir waren natürlich
nicht die einzigen, die zum Ortler unterwegs waren und so machte sich die
Karawane frühmorgens auf in Richtung Gipfel. Die ersten zwei Stunden des Aufstiegs
sind von vielen Kletterstellen geprägt. Ich denke, dass durch den Rückgang der
Vergletscherung die Kletterei deutlich zugenommen hat. Es sind zwar keine
wirklich schwierigen Stellen dabei, aber häufig sind die Passagen recht
ausgesetzt, was insbesondere Personen mit wenig Klettererfahrung Probleme
bereiten kann. Wenn man die Aufnahmen auf den älteren Postkarten betrachtet,
dann kann man erkennen, dass viele der heutigen Kletterpassagen früher noch unter
Firn und Eis gelegen haben. Obwohl erst Anfang Juli, war aber die
Firnauflage nicht besonder dick, was sicher auch an dem schneearmen Winter
2004/05 lag. Ich persönlich würde nicht das Tschierfackwandl als problematischste
Kletterstelle betrachten, da die dort angebrachten Ketten ein relativ sicheres Steigen
ermöglichen. Als kritischer sind mir zwei Stellen in Erinnerung geblieben, die
im Aufstieg erst danach folgen: Kurze Zeit später kommt am Grat eine geneigte
Platte, die durch eine ca. 1.50 m hohe Stufe unterbrochen ist und die
sich nur schlecht absichern lässt. Die zweite kritische Kletterstelle folgt
meines Erachtens beim Verlassen des Bärenlochs in Richtung Grat.
Dort gilt es eine etwa 4 m hohe Steilstufe zu überwinden, die bei höherer Eis- und
Firnauflage früher gar nicht vorhanden war.
Der Ortler Normalweg nach einiger Kletterei ab der Payerhütte. Das noch halb im Schatten liegende Dreieck rechts unterhalb der Bildmitte ist das Tschierfackwandl. Gut zu erkennen ist auch die steile Rinne der Nordwand in Falllinie des Gipfels.
Der Weg duch das Bärenloch war angesagt und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein direkter Aufstieg vom Tschierfackwandl zur Biwackschachtel, wie im Führer bei guter Firnauflage angegeben in diesem Jahr überhaupt möglich war. Hat man die Biwackschachtel erreicht, dann geht es weiter im Firn zum Gipfel.
Der Weg durch das Bärenloch.
Es bieten sich beeindruckende Ausblicke und auch den oberen Teil der Nordwand hat man hier gut im Blick. Einige Spalten mussten wir noch umgehen und der Gipfel selbst hüllte sich zeitweilig in Wolken. Es war an diesem Tag ziemlich kalt und windig. Das bekamen wir am Gipfel dann richtig zu spüren. Ein Teilnehmer war so unvorsichtig, seinen Handschuh zum Fotografieren auszuziehen. Da er ihn nicht fest genug hielt, wurde der Handschuh vom Wind Richtung Hintergrat davongetragen. Glücklicherweise waren Ersatzhandschuhe vorrätig, sonst hätte ihm diese Unachtsamkeit vielleicht auch noch Erfrierungen eingebracht. An eine gemütliche Gipfelrast war bei diesen Windgeschwindigkeiten nicht zu denken, deshalb haben wir uns bald wieder auf den Rückweg gemacht.
Am Ortlergipfel
Für den nächsten Tag war wieder schlechteres Wetter angekündigt und da wir
ohnehin eine Pause einlegen wollten, bzw. der Wechsel zur
Casatihütte anstand, entschlossen wir uns, noch eine Nacht auf der Payerhütte zu
bleiben. Die Hüttenwirtin war ausgesprochen freundlich und wir waren bis auf
4 weitere Ortleraspiranten die einzigen Gäste. Ich habe mich allerdings gewundert,
wieso diese 4 überhaupt zur Hütte aufgestiegen waren? Der Wetterbericht für den
nächsten Tag war eindeutig schlecht, was auch an den fehlenden sonstigen
Gästen zu erkennen war.
So begrüßten uns dann auch tatsächlich am nächsten Morgen dichte Wolken, die uns aber
beim Abstieg nicht weiter störten. Zwei Teilnehmer begaben sich zu Fuß auf den Weg
zur Schaubachhütte, während der Rest der Gruppe den K2-Lift benutzte, um ins Tal
zu kommen und die Seilbahn hinauf zur Schaubachhütte. Der Übergang von der K2-Hütte
zur Hintergrathütte und von dort ohne großen Höhenverlust zur Schaubachhütte war
offensichtlich nicht möglich, sondern man musste zwischen Hintergrathütte und
Schaubachhütte zumindest bis auf die Höhe der Mittelstation der Schaubachbahn
absteigen.
An der Schaubachhütte
Bei der Schaubachhütte trafen dann alle wieder zusammen und weiter ging's
Richtung Casatihütte. Wir wählten den Weg über den Eisseepass, der sich als steiler
Schotteranstieg entpuppte.
Vom Eisseepass weiter zur Hütte führt der Weg südlich über den wenig
ansteigenden Langenferner.
Allerdings begann es zu schneien und die Sicht wurde immer schlechter.
Anfangs konnten wir noch der gut sichtbaren Spur Richtung Casatihütte folgen
aber der zunehmende Schneefall und der Wind hatten die Spur bald verwischt.
Mit Hilfe des Kompass konnten wir die Richtung halten und irgend wann tauchten
vor uns ein mehrere Kubikmeter großer Betonklotz mit verbogenen Doppel-T-Trägern
auf. Einer der Teilnehmer war schon mal auf der Casatihütte gewesen aber er
konnte sich nicht an diese "Wegmarke" erinnern. Wir gingen also weiter und nach
wenigen Schritten erkannten wir, dass wir bereits an der Hütte angekommen waren.
Im laufe des weiteren Nachmittags wurde die Sicht nicht besser und der Hüttenwirt
stellte ein Nebelhorn an, um den Bergsteigern die Orientierung auf dem flachen
Gletscher akustisch zu erleichtern.
Der Wetterbericht für den nächsten Tag war wieder gut und wir wollten frühzeitig
aufbrechen zum Cevedale. Das Hüttenpersonal hatte aber offenbar keine Lust
so früh aufzustehen (d.h. Frühstück um 5:30 Uhr)und sprach davon, dass es ohnehin
regnen würde. Man sagte uns aber zu, ein Thermosfrühstück für uns vozubereiten.
Am nächsten Morgen war davon aber nichts zu sehen. Wir standen vor der
verschlossenen Tür des Gastraums. Eine Erkundung des Wetters zeigte uns, dass
der Weg zum Cevedale noch im dichten Nebel lag, aber in die der entgegengesetzen
Richtung konnte man die Königsspitze bereits sehen. Gegen 6 Uhr gab es dann doch
noch Frühstück und wir konnten endlich aufbrechen. Die Sichtweite betrug
zunächst zwar nur etwa 20m aber auf der Karte konnte man sehen, dass man sich
auf dem schwach ausgeprägten Rücken halten muss, um zum Fuß des Cevadale zu
kommen, außerdem wurde die Sicht zunehmend besser.
Vor uns war noch eine Zweierseilschaft, ansonsten lag ein unberührter Gletscher
mit 20cm Neuschneeauflage vor uns. Der Neuschnee hatte den darunter liegenden
Sulz bedeckt, so dass dieser über Nacht nicht gefroren war und das Vorankommen
dadurch entsprechend mühsam. Wir kamen schließlich zum Wandfuß und begannen
diagonal aufzusteigen. Es gab keine Spur, die hatte der Schnee und der Wind
vollkommen verdeckt. Die Seilschaft vor uns begann am Bergschrund, wo sich
der Neuschnee häufte zu sichern, was auch uns dazu bewegte es ihnen gleich zu
tun. Doch nachdem erst mal 4 Bergsteiger über diese Stufe hinweg waren, bot
diese für die Nachfolger kein Hindernis mehr.
Am Fuss des Cevedale
Das Seil wurde wieder eingepackt und weiter ging es Richtung Gipfel. Eine Blankeispassage verlangte dann noch nach erhöhter Aufmerksamkeit, bevor wir den Gipfelgrat und über diesen dann leicht den Gipfel erreichten. Das es trotz des Neuschnees dort im Vergleich zu Vorjahren relativ wenig Schnee gab, machten die Reste einer Holzhütte am Gipfel deutlich, die wohl noch aus dem Gebirgskrieg stammten, die aber bei einem vorhergehenden Besuch eines Gruppenmitglieds hier nicht zu sehen waren.Aufstiegsspur am Monte Cevedale, jetzt schon wieder von mehreren Seilschaften ausgetreten.
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